Schnee, saukalt? Wurscht! Stand-Up-Paddling geht immer. Ein SUP Roadtrip im Winter mit vielen Decken - und ein bisserl Blut. .
von Tom Fritzmeier
Zum Aufwärmen ein paar kleine Warnungen: Wenn Du im Tiefschnee dein Stand Up Paddle Board ausrollst, werden Dich Menschen anstarren. Gewöhne Dich dran. Tut auch gar nicht weh. Echt nicht. Die meisten freuen sich, Dich zu sehen. Einfach lächeln und winken. Auch wenn Dir mal jemand den Vogel zeigt.
Das kann dir freilich auch mit deiner Freundin oder deinem Freund passieren. Vor allem, wenn Du planst, während deines SUP-Roadtrips durch drei Länder bei -10 Grad im unbeheizten VW Caddy zu pennen. Geheim-Tipp: Ein bisserl was von "Kuschel-Romantik" erzählen und zwischendurch eine Nacht im Hotel einstreuen - dann läuft die Nummer. Aber hey, das wisst ihr nicht von mir.
SUP im Schnee ist schee - und spannend
Für alle, die jetzt sich fragen: Paddeln im Winter - muss das sein? Jaaaaaaaaa! Warum? Weil's großartig ist. Ein Abenteuer. Der Ausblick auf die verschneiten Berggipfeln. Die Stille. Die Suche nach einem Fußweg zum See irgendwo im Tiefschnee. Einfach sch(n)ee.
Wer drauf steht: Wenn man bei 2 Grad Wassertemperatur mitten auf dem See ein bisserl ins Straucheln gerät ... Mega. Ein bisserl Nervenkitzel muss ja sein, oder? Selbst mit Neopren- oder Trockenanzug.
Genug gelabert: Abfahrt! Unser SUP-Roadtrip in Kurzform: Drei Länder (Italien, Österreich, Deutschland) und sechs Seen in sieben Tagen. Einen Plan gab's. Zumindest in der Theorie. Wir, meine Freundin Simi und ich, haben ihn schnell über den Haufen geworfen. Zum Glück. Sonst hätten wir den Blindsee wahrscheinlich verpasst. Eine echte Perle. Und ein Zufallstreffer. Dank einer Pipi-Pause. Das Alter, kleine Blase, Ihr kennt das.
Der See liegt unterhalb des Rasthof Zugspitzblick. Schon von oben ist er eine echte Schönheit. Die Toiletten oberhalb sind auch ganz okay.
Der Weg zum See dauert 30 Minuten. Wenn man nicht durch kniehohen Schnee stapfen muss und ein Stand Up Paddle Board aufm Rücken hat, geht's wahrscheinlich schneller. Ist aber sicher nicht so cool.
Ich bin ja nicht unbedingt ein Romantiker. Aber, puh, der Blick unten über den See: märchenhaft. Rundum weiße Berggipfel, eingeschneite Bäume, dazu ein strahlend blauer Himmel. Irgendwo hinten im Eck steht auch noch eine kleine Holzhütte rum. Besser wird's nicht.
Also: Board auspacken, aufpumpen, rauf aufs Wasser. Übrigens. Wer sich am Ufer einen Einstieg freischaufeln möchte: Ein SUP-Paddel eignet sich perfekt als Schneeschaufel.
SUP-Roadtrip im Winter: Volle Hose am Insta-See
Nächster Stopp: Italien. Der Pragser Wildsee. Auf Instagram gibt's Millionen Bilder des Sees. Eins mit einem Stand Up Paddler im Winter? Fehlanzeige. Bis jetzt. Quasi eine Instagram-Premiere. Das ich das noch erleben darf. Ja, ich weiß, ist peinlich. Ist mir aber egal. Ich freu mich trotzdem.
Der Pragser Wildsee war an der Vorderseite schon gefroren. Mist. Aber: Meinen Adleraugen sei dank: Gaaaaanz hinten gab's noch ein bisserl Wasser. Zumindest vorerst.
Der Weg zur Wasserstelle, naja, nicht ganz easy. An einigen Stellen wären Schlittschuhe hilfreich gewesen. Auf dem Popo (darf ich hier Arsch schreiben?) über die Eisplatten zu rutschen, hat auch funktioniert. Auf dem Wasser war's erst traumhaft - dann ein bisserl spooky. Während meiner Paddel-Runde hat sich die Sonne hinter die Berggipfel verabschiedet. Und das Wasser um mich herum ist gefroren. Kein Scherz. Es war beeindruckend und beängstigend zugleich.
Okay, eigentlich hatte ich nur Schiss. Erst als ich wieder am sicheren Ufer war, fand ich's geil.
SUP im Winter: Eiskalt beim Pennen erwischt
Nach einer eisig kalten Nacht im VW Caddy (minus 12 Grad, es waren zwei Schlafsäcke und eine dicke Decke nötig. Pro Person) ging's zurück nach Österreich. Zum Vilsalpsee. Der See im Tannheimer Tal ist auch im Sommer super-schön. Im Winter ist er aber noch ein bisserl schöner. Wichtiger Tipp für alle "Faulen": Die Straße zum See wird täglich ab 9 Uhr zur Einbahnstraße. Heißt: Ihr dürft nicht zum See hinter fahren, sondern müsst laufen. Der frühe Vogel hockt also im Auto. Der späte marschiert.
Noch ein bisserl kälter war's bei unserem SUP Roadtrip im Winter tags darauf am Plansee (Österreich). Ernsthaft, ich mag den See. Sehr. Auch die Gegend - und, dass man den Bus perfekt parken kann. Bei minus 16,5 Grad hört sich aber der Spaß auf.
Immerhin: der See war komplett eisfrei. Nach einem Kaffee und einer Beinahe-Rauchvergiftung am Lagerfeuer - war's immer noch saukalt.
Das Ding ist: Wenn man im Vorfeld groß aufgesprochen hat, sich vor der Freundin als knallharter Camper präsentiert hat, darf man nicht jammern. Hab also erst (leise) geschimpft und ein bisserl gejammert, als ich mit meinem Stand Up Paddleboard aufm See und außer Hörweite war. Gelohnt hat es sich freilich trotzdem. Der Ausblick, das Gefühl auf dem eiskalten und kristallklaren Wasser: Der absolute Hammer.
SUP-Roadtrip: Finale in der kanadisch-bayerischen Karibik
Das Finale des SUP-Roadtrips im Winter sollte eigentlich am Walchensee (Deutschland) steigen. Mein Heimat- und Lieblingssee. Der ist übrigens immer schweinekalt. Egal, ob Sommer oder Winter. Die Tour war nice - aber irgendwie war das Abenteuer danach noch nicht komplett.
Darum haben wir noch einen weiteren See angehängt. Der Eibsee unterhalb der Zugspitze (der höchste Berg Deutschlands) ist ein Angeber-See. Echt jetzt! Der See ist so schön, das gibt's eigentlich gar nicht. Im Sommer sieht's dort auf wie in der Karibik. Im Winter fühlt man sich wie im tiefsten Kanada. Und ich war nicht der einzige Winter Stand Up Paddler. Thomas aus München und Alex aus Berlin wollten auch beim Boarden die Sonne und den Schnee genießen. Warum? Weil's großartig ist.
Achja, fast vergessen: das Blut. Mei, wenn man versucht seine Drohne vor dem Schnee zu retten, sie mit der Hand fängt, kann man schon mal nen Fingernagel verlieren. Und ein Tröpfchen Blut. Alles halb so wild. Ein Propeller hat übrigens bei dieser Aktion auch das Zeitliche gesegnet.